Hintergrund
Der schnelle gesellschaftliche Wandel fordert von Menschen eine sehr schnelle Anpassungsfähigkeit an sich immer ändernde Arbeits- sowie Sozialbeziehungen. Dies hat zu einer massiven Zunahme von psychischen Erkrankungen geführt, welche wiederum in Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung enden können. Wichtig für das Wohlbefinden einer Person ist sowohl die psychische als auch die körperliche Gesundheit. Nur durch das Bestehen beider Komponenten existiert eine hohe Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Psychische Störungen können in jedem Alter auftreten, auch bei Menschen, die sich im arbeitsfähigen Alter befinden, sodass diese nicht nur zu individuell großen Beeinträchtigungen führen kann, sondern auch gesellschaftlich eine große Krankheitslast verursachen. Jährlich sind 27,8 Prozent der erwachsenen deutschen Bevölkerung von psychischen Erkrankungen betroffen. In absoluten Zahlen ausgedrückt betrifft dies rund 17,8 Millionen Menschen, von denen gerade einmal 18,9 Prozent auf Grund ihrer psychischen Erkrankung Kontakt zu Leistungsanbietern aufnehmen.
Das Einleiten einer frühzeitigen Behandlung kann einen nachhaltigen Beitrag zur psychischen Stabilität leisten, um bei den Patienten/-innen Folgestörungen oder Rückfälle weitestgehend auszuschließen oder zumindest deutlich zu reduzieren. Wird eine Erkrankung zu spät erkannt, vergeht wertvolle Zeit, in der die Wahrscheinlichkeit für eine Chronifizierung der Erkrankung steigt. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig Schritte einzuleiten, die zum Ziel haben, einen passenden Behandlungsweg für die Patienten/-innen einzuleiten und die Gefahr einer Chronifizierung abzuwenden.
Mit dem Angebot der VorReha soll daher ein Ansatz implementiert werden, mit dem unter Inanspruchnahme sektorenübergreifender Ressourcen ein wirkungsvolles Abklärungsinstrument zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der Behandlungskette platziert werden kann. Aufkommende psychosomatische Bedarfe sollen durch eine breite, gleichsam jedoch gezielte Sondierung frühzeitig erkannt werden und möglichst umgehend ein strukturierter Rehabilitationsprozess oder eine andere geeignete Therapieform eingeleitet werden. Dabei werden die Teilnehmer/-innen bereits während der Leistung im Ansatz mit zentralen Bausteinen einer eventuell nachfolgenden Therapie vertraut gemacht und damit in geeigneter Weise auf diese vorbereitet.
Projektziel
Ziel dieses Projektes ist die Evaluation des Pilotprojekts VorReha, u.a. bezüglich der zeitlichen Dauer des Behandlungsweges, dem psychischen Gesundheitszustand und der beruflichen Integration der Betroffenen. Die Evaluation soll Grundlage zum Weiterbestand, Einstellung bzw. Veränderung des Programmes VorReha bilden.
Methodik
In die VorReha-Maßnahme eingeschlossen werden Versicherte der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland mit frühen Stadien affektiver neurotischer, Belastungs- und somatoformer Störungen sowie mit Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren. Die Erhebung studienrelevanter Daten soll bei den VorReha Teilnehmenden (Interventionsgruppe) mittels Fragebögen zu vier Befragungszeitpunkten stattfinden (zu Beginn, direkt im Anschluss, ggf. nach einer Anschlussrehabilitation sowie ein Jahr nach der VorReha).
Die Ergebnisse der Fragebogenbefragungen der Interventionsgruppe sollen mit Routinedaten einer historischen Kontrollgruppe verglichen werden. Um die Vergleichbarkeit der Daten zu erhöhen, werden auch die Routinedaten der Interventionsgruppe in die Analyse miteinfließen. Des Weiteren sollen qualitative Interviews und Fokusgruppen mit den beteiligten Institutionen (Rehabilitationskliniken, AOK Rheinland-Pfalz/Saarland und Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz) geführt werden, um eine Evaluation der Maßnahme aus verschiedenen Blickwinkeln zu ermöglichen.
Das Projekt wurde am 01.04.2021 gestartet.
Projektverantwortliche
- Dr. biol. hum. L. Tepohl (lena.tepohl@ifr-ulm.de)
- E. Gaus (ellen.gaus@ifr-ulm.de), Projektleitung
Förderung
- Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz
Kooperationspartner
- AOK Rheinland-Pfalz/Saarland
- Mittelrhein-Klinik Bad Salzig
- CELENUS Parkklinik Bad Bergzabern
Kontakt
Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm
Geschäftsstelle
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau
Telefon: +49 7582-800 5300
Telefax: +49 7582-800 5301