Das IFR freut sich mit Julia Dannenmaier über die Erlangung des Doktorgrades der Humanbiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm und mit Theresa Kölle über die Erlangung des Doktorgrades der Philosophie der Universität Stuttgart.

Dr. Julia Dannenmaier promovierte zum Thema „Rehabilitation bei chronischen Rückenschmerzen im Spiegel von Routinedaten“. Ziel der Arbeit war es, anhand typischer Behandlungsverläufe von Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen mögliche Unterinanspruchnehmer von Rehabilitationsmaßnahmen zu identifizieren sowie die Konsequenzen der Nicht-Inanspruchnahme zu bestimmen. Datengrundlage waren Routinedaten der Allgemeinen Ortskrankenkasse Baden-Württemberg sowie der Deutschen Rentenversicherung Bund und Baden-Württemberg. Dabei wurde die Häufigkeit der für chronische Rückenschmerzen relevanten ambulanten und stationären Behandlungen, Heil- und Hilfsmittel, Medikamente sowie Arbeitsunfähigkeitszeiten im Vorfeld einer Rehabilitation bestimmt. Wiesen Versicherte, die keine Rehabilitation durchgeführt haben, die gleichen Häufigkeiten auf wie Rehabilitanden, wurden sie der Gruppe der Unterinanspruchnehmer zugeordnet. Im Weiteren wurden der Erwerbsstatus und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zwischen Rehabilitanden und Unterinanspruchnehmern verglichen, um die Folgen der Nicht-Inanspruchnahme zu ermitteln.

Die Behandlungsverläufe von Rehabilitanden sind durch die gleichzeitige Einbindung mehrerer Fachärzte sowie einen Anstieg der Behandlungshäufigkeit und der Arbeitsunfähigkeitsdauer gekennzeichnet. Die Nicht-Inanspruchnahme einer Rehabilitation wirkte sich negativ auf den Gesundheitszustand aus. So waren die Anzahl der Arztkontakte sowie sie Arbeitsunfähigkeitsdauer bei Rehabilitanden in den Quartalen nach der Rehabilitation geringer als bei Unterinanspruchnehmern. Rehabilitanden wiesen ein etwas höheres Arbeitslosigkeitsrisiko auf, was wahrscheinlich auf die längere Erkrankungsdauer zurückzuführen ist. Kein signifikanter Unterschied bestand im Frühberentungsrisiko.

Trotz vorangeschrittener Chronifizierung konnten die Rehabilitanden zumeist positive Effekte erzielen. Das Potential der Rehabilitation bei chronischen Rückenschmerzen könnte noch besser ausgenutzt werden, falls die Maßnahmen in einem früheren Erkrankungsstadium eingeleitet würden.

v.l.: Dr. Theresa Kölle, Andrea Dehmel, Dr. Silke Jankowiak, Dr. Julia Dannenmaier, Dr. Lena Thepohl, Dr. Sabrina Ritter
und Prof. Dr. Gert Krischak bei der Verteidigung von Julia Dannenmaier in Ulm

Dr. Theresa Kölle promovierte zum Thema „Biomechanische und neurophysiologische Untersuchung zur Wirkungsweise von Kniebandagen bei gesunden Probanden und Patienten mit patellofemoralem Schmerzsyndrom – Eine Quer- und Längsschnittuntersuchung“. Die Dissertation ging aus einer Studie des Instituts für Sport- und Bewegungswissenschaft an der Universität Stuttgart hervor, die in Kooperation mit der Sportklinik Stuttgart durchgeführt wurde.

Im querschnittsanalytischen Teil der Dissertation beschäftigte sich Theresa Kölle mit den unmittelbaren Effekten von Kniebandagen auf die patellofemorale Schmerzsymptomatik, die neuromuskuläre Aktivität sowie verschiedene kinetische und kinematische Parameter. Im längsschnittanalytischen Teil wurde mittels randomisierter kontrollierter Studie der zusätzliche Nutzen des Einsatzes einer Kniebandage im Rahmen einer 12-wöchigen Trainingstherapie evaluiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es durch die Kniebandage bei Patienten mit patellofemoralen Schmerzen unmittelbar zu einer Schmerzreduktion kommt. Nach Abschluss der 12-wöchigen Therapie zeigt sich allerdings kein zusätzlicher Effekt der Kniebandage auf die Stärke der patellofemoralen Schmerzen. Die Kniebandage kann daher als einfaches und kostengünstiges Hilfsmittel zur unmittelbaren Symptombekämpfung eingesetzt werden. Da durch die Applikation der Kniebandage jedoch keine Beseitigung der Schmerzursachen stattfindet und sich langfristig keine schmerzlindernden Effekte ergaben, sollte diese nur in Ergänzung zu trainingstherapeutischen Maßnahmen verordnet werden.

Neben dem quer- und längsschnittanalytischen Teil beinhaltete die Dissertation auch eine Studie mit gesunden Probanden zum Einfluss von Kniebandagen auf die Leistungsfähigkeit bei vertikalen Sprüngen. Hierbei zeigte sich keine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, so dass die Kniebandagen auch im Wettkampfsport getragen werden können.

Mit ihren Promotionen haben beide Wissenschaftlerinnen eine mehrjährige und anspruchsvolle Zeit abgeschlossen, und ihr Engagement mit dem Doktor gekrönt.

Herzlichen Glückwunsch!