Kurzbeschreibung

a) Hintergrund: Die rehabilitative Nachbehandlung bei Verletzungen des Beckens weist bislang große Unterschiede auf. Dies liegt mitunter an der geringen Anzahl von Forschungsergebnissen zu Behandlungsinhalten und -ergebnissen, da nur wenige hochspezialisierte Schwerpunktkliniken Patienten mit Beckenverletzungen in nennenswerter Anzahl behandeln. Bislang lag der Fokus der klinischen und wissenschaftlichen Bemühungen überwiegend auf einer Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit in der Akutphase, doch zunehmend rückt auch der weitere Heilungsverlauf im Anschluss an die Akutphase und das erzielt Spätergebnis in das wissenschaftliche und gesellschaftliche Interesse. Es ist bekannt, dass zwischen dem funktionellen bzw. dem radiologischen Ergebnis sowie dem Gesundheitsstatus, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der Rückkehr in das Erwerbsleben teilweise erhebliche Differenzen bestehen. Für die erfolgreiche Reintegration spielen neben den funktionellen und morphologischen Faktoren auch psychische, soziale und Umweltfaktoren eine wesentliche Rolle, wie es auch die WHO im bio-psycho-sozialen Modell der ICF beschreibt. Die Rehabilitation und das langfristige Ergebnis bezogen auf die Wiedereingliederung in das Erwerbsleben sind bislang noch in keiner wissenschaftlichen Arbeit untersucht worden.

b) Projektziel: Das Ziel des Projektes ist die langfristige Überprüfung des Rehabilitationsergebnisses nach Becken- und Acetabulumfrakturen sowie die Identifikation von Faktoren, die eine Vorhersage des Heilungsverlaufs erlauben (Prädiktoren). Anhand dieser Prädiktoren sollen dann Empfehlungen für die Rehabilitation abgeleitet werden.

c) Methodisches Vorgehen: Die AG Becken III der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (DGU/AO) hat eine europaweite, in Umfang und Inhalt einzigartige Datenbank für die Erfassung von Beckenverletzungen geschaffen. Allein für die Jahrgänge 2005-2013 umfasste diese insgesamt ca. 10.000 komplett eingegebene und abgeschlossene Fälle mit Beckenring- und Acetabulumfrakturen aus 31 Kliniken. Das ifr Ulm wird gemeinsam mit der AG Becken III der DGU/AO diese Datenerhebung prospektiv um Angaben zur Rehabilitation erweitert. Hierfür werden zu drei Messzeitpunkten (Aufnahme Reha (T1), Entlassung Reha (T2) und 12 Monate nach Abschluss der Reha (T3)) Fragebögen zur Erfassung des Rehabilitationsergebnisses inkl. Selbstständigkeit, Schmerz, Funktionalität, Reha-Status und Wiedereingliederung in das Arbeitsleben sowohl durch den Rehaarzt als auch durch den Rehabilitanden selbst ausgefüllt. Hierdurch sollen Erkenntnisse über Rehabilitationsergebnis, -verlauf, und -prognose gewonnen werden. Um die Fallzahl N=120 in dem geplanten Zeitraum zu erreichen, wird diese Studie in einem bundesweiten Multizenteransatz durchgeführt, bei dem acht Universität- und BG-Kliniken die Patienten rekrutieren. Die Antworten aus den Fragebögen zu den Zeitpunkten T1 bis T3 werden zunächst mit den zugehörigen Angaben aus dem Beckenregister der AG Becken III verknüpft und deskriptiv ausgewertet. Anschließend wird eine logistische Regressionsanalyse hinsichtlich der binären Hauptzielgröße „Wiedererlangen der Erwerbstätigkeit“ durchgeführt. Als potentielle Confounder werden hier die in den deskriptiven Analysen auffällig gewordenen Variablen (z.B. soziodemographische Merkmale) sowie Zusatzinformationen aus dem Beckenregister berücksichtigt. Auf Basis dieser Ergebnisse soll überprüft werden, welche dieser Confounder einen Einfluss auf den Behandlungsverlauf haben und inwieweit hieraus Behandlungspfade abgeleitet werden können, um sowohl die Alltagsaktivität, als auch die berufliche Leistungsfähigkeit der Patienten zu verbessern und somit die Wiedereingliederung in das Berufsleben frühzeitig zu erreichen.

Das Projekt wurde am 01.11.2015 gestartet.

Projektverantwortliche

Förderung

  • Deutsche Gesellschaft dür Unfallchirurgie (DGU)
  • Institutsmittel

Kooperationspartner
AG Becken III der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO)

Kontakt
Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm

Geschäftsstelle
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau
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Telefax: +49 7582-800 5301