Hintergrund:

Auch bei Patienten mit initial milder SARS-CoV-2-Infektion können langwierige Verläufe auftreten. Dabei werden im Zusammenhang mit einer Post-Covid-Erkrankung sowohl eingeschränkte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit als auch Fatigue, Kurzatmigkeit und Muskelschwäche sowie Organkomplikationen beschrieben. Die starken gesundheitlichen Beschwerden haben in vielen Fällen einen negativen Einfluss auf die berufliche und soziale Teilhabe.

In Anbetracht der komplexen Versorgungsbedarfe von Patienten mit einer Post-Covid-Erkrankung ist ein entsprechender Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen in den verschiedensten Indikationsbereichen bzw. in vielen Fällen auch indikationsübergreifend zu erwarten. Dabei können seit Ende April 2020 Rehabilitationsanträge aufgrund von Covid-19-Erkrankungen gestellt werden, um die Genesung zu unterstützen sowie Beeinträchtigungen der beruflichen und sozialen Teilhabe zu reduzieren bzw. zu überwinden. Einige Rehabilitationseinrichtungen haben hierfür sehr früh Angebote für Long-/Post-Covid-Betroffene entwickelt.

Trotz der hohen Fallzahlen an SARS-CoV-2-Infizierten mit behandlungsbedürftigen körperlichen, geistigen und psychischen Symptomen aufgrund einer Post-Covid-Erkrankung ist die Anzahl der Rehabilitationsanträge (ohne AHB) bei der DRV Baden-Württemberg laut eigener Angaben gering.

 

Projektziel:

Ziel ist die Identifikation der Gründe für die geringe Anzahl an Rehabilitationsanträgen. Anhand der Studienergebnisse sollen Empfehlungen für eine bedarfsgerechte rehabilitative Versorgung von Patienten mit Post-Covid abgeleitet werden. Dazu gehören sowohl geeignete Angebote in den Rehabilitationskliniken als auch eine adäquate Zuweisung der Betroffenen. Hierdurch soll sicher gestellte werden, dass erwerbsbezogene Leistungseinschränkungen infolge eines Post-Covid-Syndroms bedarfsgerecht rehabilitiert werden können.

 

Methodisches Vorgehen:

Für die Untersuchung der Gründe für die geringen Antragszahlen wird eine explorative Studie im Mixed-Methods-Ansatz durchgeführt.

Dabei werden zunächst fünf halbstrukturierte Interviews mit Hausarztpraxen geführt, um potentiell relevante Sachverhalte zu identifizieren. Im Zuge der Interviews werden sowohl die Sichtweise der Hausärzte/innen als auch die der medizinischen Fachangestellten (MFAs) erhoben. Dabei werden diese sowohl zu den bisher üblicherweise empfohlenen/verordneten Behandlungen/Therapien sowie zu deren Nutzen für die Genesung als auch zu Versorgungsengpässen und -lücken befragt. Weiterhin werden Meinungen und Erfahrungen mit Reha-Anträgen und Reha-Maßnahmen sowie Kenntnisse von Klinik-Konzepten, die speziell für diese Patientengruppe entwickelt wurden, erhoben. Letztendlich werden Gründe für und gegen die Beantragung einer Rehabilitation erfragt. Die Interviews werden inhaltlich-strukturierend, angelehnt an die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.

Auf der Grundlage der Interviewdaten wird ein Fragebogen für die Hausarztpraxen entwickelt. Der Fragebogen wird 4.000 Hausärzte/innen und ca. 2.500 Internisten/innen postalisch zugesendet. Bei der Auswahl der Praxen wird auf eine ausgewogene Mischung von ländlichen und städtischen Praxen, Einzel- und Gemeinschaftspraxen sowie Allgemeinmedizinern und Internisten geachtet.

Die Fragebogendaten werden deskriptiv ausgewertet. Abhängig vom Rücklauf können zusätzlich Subgruppenanalysen z.B. nach Größe der Praxis, Region (Stadt vs. Land) und Fachgruppe (Allgemeinmedizin vs. Internist) durchgeführt werden.

 

Projektverantwortliche

Dr. R. Kaluscha (rainer.kaluscha@ifr-ulm.de)

Dr. biol. hum. S. Jankowiak (silke.jankowiak@ifr-ulm.de)

 

Kooperationspartner:

DRV Baden-Württemberg

 

Förderung:

DRV Baden-Württemberg

 

Kontakt:

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm
Geschäftsstelle
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau
Telefon: +49 7582-800 5300
Telefax: +49 7582-800 5301