Hintergrund:

Die Krankheitslast und -kosten von neurologischen Patienten mit kognitiven Einschränkungen sind sehr hoch. Beispielsweise benötigen 36% aller Schlaganfallpatienten fünf Jahre nach dem Schlaganfall noch Hilfe bei alltäglichen Aufgaben. Auch an Multipler Sklerose oder Morbus Parkinson Erkrankte erleiden kognitive Einschränkungen, die sie in ihren alltäglichen Aktivitäten beeinträchtigen. Eine geeignete Therapie, z.B. in Form von kognitivem Training, kann daher einen enormen Beitrag zur Reduktion der Krankheitslast leisten. Besonders bei neurologischen Patienten mit kognitiven Einschränkungen ist die Belastung durch die Erkrankung sehr hoch. Eine neue Therapieform zur Behandlung kognitiver Einschränkungen stellt Virtual Reality (VR) dar. Durch VR-gestütztes kognitives Training im Rahmen der neurologischen Rehabilitationsmaßnahme kann eine Verbesserung in Bereichen wie planerischem Denken, Problemlösung und Ausführungskontrolle erzielt werden. Dies bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Reintegration ins Berufsleben.

Projektziel:

Im geplanten Forschungsprojekt soll untersucht werden, ob ein VR-basiertes Kognitionstraining in der neurologischen Rehabilitation eine geeignete Alternative bzw. Ergänzung zur bisherigen Standardtherapie für kognitiv eingeschränkte Rehabilitanden darstellen kann. Dabei soll auch untersucht werden, ob durch solche Systeme die Therapeuten entlastet werden können und möglicherweise Kleingruppen in einigen Fällen die aufwändige Einzeltherapie ersetzen können.

Methodisches Vorgehen:

In der Kohortenstudie werden quantitative und qualitative Daten erhoben, indem mehrere beteiligte Personengruppen (Rehabilitanden, Behandler und professionelle Anwendende der VR-Software) befragt werden. Es erfolgen sowohl eine Selbsteinschätzung der Rehabilitanden als auch eine Fremdeinschätzung durch die Behandler. Außerdem werden die professionellen Anwender der VR-Technologie in den Reha-Einrichtungen zur Nutzung der VR-Technologie im Vergleich zur Standardbehandlung befragt. Zusätzlich wird in einer Subgruppe ein neuropsychologisches Assessment vor Beginn und am Ende des kognitiven Trainings durchgeführt (prä-post-Vergleich), um die Veränderung der neurokognitiven Fähigkeiten strukturiert zu erfassen .Dies ermöglicht zudem eine Prüfung der Nicht-Unterlegenheit des VR-basierten Trainings im Vergleich zur Standardtherapie. Für die Intervention wird die VR-Software teora mind der Living Brain GmbH im Rahmen des kognitiven Trainings während der neurologischen Rehabilitationsleistung eingesetzt. Die Kontrollgruppe erhält die derzeitige Standardbehandlung, die aus einer Mischung aus analogen und digitalen Therapieelementen besteht. Teilnahmeberechtigt sind Rehabilitanden in der neurologischen Rehabilitation (Phase D) mit relevanten kognitiven Einschränkungen. Zielgrößen der Studie sind: Aufmerksamkeit, planerisches Denken, Problemlösung, Ausführungskontrolle, Gedächtnisleistung, subjektiver Behandlungserfolg, Zufriedenheit mit dem kognitiven Training und subjektive Arbeitsfähigkeit. Weitere Zielgrößen umfassen die Praktikabilität, Akzeptanz und Zufriedenheit sowohl auf Seiten der Patienten als auch der Therapeuten. Darüber hinaus sollen durch eine Befragung der Therapeuten mögliche Einsatzbereiche eines VR-gestützten kognitiven Trainings in der neurologischen Rehabilitation identifiziert werden.

 

Projektverantwortliche:

Sarah Birk (sarah.birk@ifr-ulm.de)

Dr. Lena Tepohl (lena.tepohl@ifr-ulm.de)

Förderung

  • DRV Baden-Württemberg

Kooperation

  • Living Brain GmbH
  • Neurologische Reha-Einrichtungen in Baden-Württemberg

 

Kontakt:

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm
Geschäftsstelle
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau
Telefon: +49 7582-800 5300
Telefax: +49 7582-800 5301