Hintergrund:

Im Rahmen der EPILOC-Studie zeigte sich, dass über 60% der Personen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland in einem Zeitraum von über sechs Monaten nach einer SARS-CoV-2 Infektion von mindestens einem neu aufgetretenen Symptom berichten. Bei über 90% der Patienten spielen dabei psychosomatische Symptome ohne organische Ursache eine besondere Rolle, wie bspw. Depression, Angst-, Anpassungs- oder posttraumatische Belastungsstörungen sowie Fatigue oder Schmerzen. Diese führen zu vielfältigen Belastungen und eingeschränkter Erwerbsfähigkeit. Patienten mit Post-COVID-Syndrom haben damit einen Anspruch auf rehabilitative Leistungen. Allerdings sind Betroffene häufig von Rehabilitationsmaßnahmen enttäuscht, da sie das Gefühl haben, dass in der psychosomatischen Rehabilitation nicht spezifisch genug auf ihre Erkrankung eingegangen wird. Die Erwartungen von Patienten an eine Behandlung haben jedoch einen signifikanten Einfluss auf den Behandlungserfolg, unabhängig von der Art der Erkrankung. So haben „erkrankungsspezifische erwartungsfokussierte psychologische Interventionen“ positive Auswirkungen auf die Rehabilitationsergebnisse.
Im Zuge der Studie wird das Manual für Bypass-Patienten aus der PSY-HEART-Studie für Patienten mit Post-COVID-Syndrom angepasst. Das Manual umfasst Maßnahmen zur Entwicklung von realistisch-optimistischen Erwartungshaltungen und Zielsetzungen. Dieses wird im psychosomatischen Rehabilitationssetting erprobt und evaluiert. Dabei wird untersucht, ob bei Rehabilitanden mit Post-COVID-Syndrom mit Hilfe der Intervention die Effekte einer psychosomatischen Rehabilitationsmaßnahme zusätzlich verbessert werden können.
Die Entwicklung und Implementierung des Manuals für Patienten mit Post-COVID-Syndrom erfolgt federführend durch die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm (Prof. Dr. Gündel). Das IFR Ulm unterstützt als Methodenzentrum bei der Evaluation.

Projektziel:

Ziel des Projekts ist die Bewertung von zwei Interventionen zur Optimierung der Erwartungen von Rehabilitanden mit Post-COVID-Syndrom an eine psychosomatische Rehabilitationsmaßnahme. Die Studie soll Kenntnisse darüber liefern, ob entweder eine selbständig oder unter psychologischer Begleitung erarbeitete optimistisch-realistische Erwartungshaltung zu einem besseren Behandlungserfolg führt.

Methodik:

Die Wirksamkeit der Interventionen wird im Zuge einer cluster-randomisierten, kontrollierten multizentrischen Studie mit drei Gruppen (FRAME vs. JOURNAL vs. Kontrollgruppe) in zwei psychosomatischen Rehabilitationskliniken untersucht. Die Kontrollgruppe erhält die standardmäßig für Rehabilitanden mit Post-COVID angebotenen Maßnahmen der beteiligten Rehabilitationskliniken. Eine Rehabilitandengruppe wird zusätzlich individuell psychotherapeutisch begleitet, anhand eines Manuals eine optimistisch-realistische Erwartungserhaltung an die Rehabilitationsmaßnahme und an deren Erfolg schriftlich zu erarbeiten (FRAME). Eine weitere Rehabilitandengruppe soll anhand einer kurzen Anleitung weitestgehend selbständig solche Erwartungen niederschreiben (JOURNAL). Primäres Ziel ist die Verbesserung der Post-COVID bezogenen Symptome und der Erwerbsfähigkeit der Patienten.
In den beiden beteiligten Rehabilitationskliniken werden jeweils 14 Rehabilitanden pro Gruppe rekrutiert (insgesamt mindestens 84 Rehabilitanden), wobei jeweils nur eine Gruppe zu einem Zeitpunkt rekrutiert wird. Erst nach Entlassung des letzten Rehabilitanden einer Gruppe wird die nächste Gruppe rekrutiert. Dies gewährleistet, dass sich die Patienten der verschiedenen Gruppen nicht beeinflussen.
Zur Erfassung objektiver und subjektiver studienrelevanter Parameter erfolgt eine prospektive quantitative Datenerhebung zu Beginn und Ende der Rehabilitationsmaßnahme sowie sechs Monate nach Ende der Rehabilitation. Die studienrelevanten Daten werden sowohl anhand von standardisierten Fragebögen als auch mittels speziell für die Studie entwickelter Items erhoben.
Die Hauptzielgrößen sind der allgemeine Zustand und die Funktionsfähigkeit (WHO DAS 2.0) sowie die subjektive Arbeitsfähigkeit (WAI). Außerdem werden die Krankheitstage und der Arbeitsumfang (Voll-/Teilzeit) sechs Monate nach der Rehabilitation in den Fokus genommen. Sekundäre Zielkriterien sind subjektive Angaben zu den vorhandenen Symptomen sowie objektive Daten, wie die zurückgelegte Strecke innerhalb von 6 min (6-min Geh-Test), Blutdruck, Pulsparameter und kognitiven Leistungen (Gedächtnisspanne, Reaktionszeit, Inhibitionsfähigkeit).
Zu Prüfung der Wirksamkeit wird jede der beiden Interventionen mit der Standardrehabilitation verglichen. Hierfür werden jeweils 2×2 ANOVAs für die einzelnen Haupt- und Nebenzielgrößen separat durchgeführt. Um zu untersuchen, ob sich die Outcomes über sechs Monate verändern, werden 2×3 ANOVAs durchgeführt.

 

Ansprechpartner:
Dr. biol. hum. S. Jankowiak
silke.jankowiak@ifr-ulm.de
07582 – 800 5106

Finanzierung/Fördermittel:

  • DRV Baden-Württemberg

Kooperation:

  • Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
  • Rehaklinik Glotterbad
  • Schlossklinik Bad Buchau

 

Kontakt:

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm
Geschäftsstelle
Am Kurpark 1
88422 Bad Buchau
Telefon: +49 7582-800 5300
Telefax: +49 7582-800 5301