Hintergrund:

In Deutschland scheiden jährlich rund 18.000 Menschen frühzeitig aufgrund einer neurologischen Erkrankung aus dem Erwerbsleben aus. Die Chance auf eine erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung kann dabei durch eine Stufenweise Wiedereingliederung (StWE) erhöht werden. Allerdings ist es Patienten, je nach Schwere der neurologischen Beeinträchtigungen, oft nicht möglich, eine klassische StWE zu absolvieren. Ein Grund hierfür sind bestehende arbeitsplatzrelevante Defizite (z.B. Konzentrationsstörungen, Störungen der Motorik und Kraft, Sprachstörungen), die eine Wiederaufnahme der Beschäftigung verhindern. Die stufenweise Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit wäre jedoch möglich, wenn die Versicherten während der StWE individuell mit Therapieleistungen einer neurologischen Rehabilitationseinrichtung unterstützt oder der Arbeitsplatz an die Defizite angepasst werden würde. Ein solches Konzept existiert im Rahmen der Regelversorgung unter Kostenträgerschaft der Rentenversicherung bislang nicht. Das Modellprojekt START schließt diese Lücke durch Modifikationen der klassischen StWE. Zum einen wird die StWE durch Reha-Tage ergänzt, um den Gesundheitszustand und arbeitsplatzrelevante Fähigkeiten während der Wiedereingliederung zu verbessern. Zum anderen wird die StWE nicht nach einem festgelegten Stundenschema absolviert, sondern kann individuell je nach Leistungsfähigkeit des Patienten gestaltet und angepasst werden. Außerdem erfolgt ein Coaching am Arbeitsplatz durch einen Therapeuten bzw. Arzt, um bei Bedarf in Abstimmung mit dem Arbeitgeber den Arbeitsplatz oder das Arbeitsgebiet an die Defizite anzupassen. So soll Patienten, die aufgrund der Defizite nicht in der Lage sind, eine klassische StWE zu absolvieren, eine frühzeitige Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit ermöglicht werden

Projektziele:

Ziel der geplanten Studie ist die Prozess- und Ergebnis-Evaluation des Modellprojekts „START“. Die Studie soll erste Erkenntnisse zur Zufriedenheit und Akzeptanz der START-Maßnahme bei Patienten, Therapeuten und Arbeitgebern liefern und herausstellen, ob die Maßnahme Verbesserungen im Gesundheitszustand und der beruflichen Wiedereingliederung bringt.

Methodisches Vorgehen:

Die Ergebnis-Evaluation des Modellprojektes beruht auf zwei Datenquellen. So werden der sozialmedizinische Verlauf und die Wiedereingliederungsquote im Folgejahr der START-Intervention in der Interventionsgruppe (START-Teilnehmer) anhand von Fragebögen erfasst. Aus der Reha-Statistik-Datenbasis der Rentenversicherung werden ähnliche Fälle als historische Kontrollgruppe selektiert.

Zur Prozessevaluation findet eine Befragung der START-Teilnehmer zu Beginn, am Ende sowie ein Jahr nach Ende der START-Intervention statt. Dabei werden mittels standardisierten Fragebögen u.a. soziodemographische Merkmale, der Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit erfasst. Daraus ergibt sich unter anderem, welche Personenkreise besonders von START profitieren, so dass Empfehlungen für die Zuweisung abgeleitet werden können. Um nicht nur die Patientenperspektive, sondern auch die Therapeuten- und Arbeitgeberperspektive zu beleuchten, erfolgt eine Befragung des jeweiligen Arbeitgebers und der Therapeuten in den beteiligten Rehabilitationseinrichtungen. Hierbei sollen die Zufriedenheit mit der START-Intervention sowie deren Stärken und Schwächen erfasst werden.

Projektverantwortliche

Theresa Kölle (theresa.koelle@ifr-ulm.de), Projektleitung

Christina Kaltenbach (christina.kaltenbach@ifr-ulm.de)

Förderung

  • Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)

Kooperationspartner

  • DRV Baden-Württemberg
  • Reha-Zentrum HESS
  • ZAR Tübingen

Kontakt

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm

Geschäftsstelle

Am Kurpark 1

88422 Bad Buchau

Telefon: +49 7582-800 5300

Telefax: +49 7582-800 5301