Hintergrund:

Im Rahmen des Bundesprogramms „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ bietet die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg (DRV BW) ihren Versicherten einen berufsbezogenen Ü35-Gesundheitscheck in Kombination mit dem Gesundheits-Check-up 35 der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) an. Dabei wird der Gesundheits-Check-up 35 der GKV wie gewohnt von Ärzten der Allgemein- und Inneren Medizin durchgeführt. Ergänzend daran erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Erwerbsfähigkeit während des Ü35-Gesundheitschecks der DRV BW anhand des Work Ability Index (WAI) bestimmen zu lassen. Auf Basis der Ergebnisse des WAI werden für die Versicherten präventive bzw. rehabilitative Leistungen der DRV beantragt. Auf Basis der Ergebnisse des Gesundheits-Check-ups 35 werden zudem Empfehlungen für Präventionsangebote der GKV gegeben. Die Möglichkeit zur Teilnahme am Modellprojekt erhalten Versicherte der DRV BW, die das 35. Lebensjahr vollendet haben, im Stadt- und Landkreis Heilbronn wohnen und der Sozialversicherungspflicht (Bezug von Entgelt, Krankengeld, Arbeitslosengeld I) unterliegen.

Projektziele:

Die Studie dient der wissenschaftlichen Begleitung des Modellvorhabens der DRV BW. Ziel dabei ist es, Kenntnisse über den subjektiven Bedarf für den berufsbezogenen Ü35-Gesundheitscheck der DRV BW und die Akzeptanz hinsichtlich eines kombinierten Gesundheitsangebots der DRV BW und GKV zu gewinnen. Zudem sollen konzeptionelle Stärken und Schwächen des Ü35-Gesundheitschecks der DRV BW sowie der Optimierungsbedarf aus Sicht der Teilnehmer und Ärzte, die das kombinierte Gesundheitsangebot der DRV BW und GKV durchführen, erfasst werden. Ferner soll die Praktikabilität des Ü35-Gesundheitschecks der DRV BW überprüft werden und zu guter Letzt soll festgestellt werden, welche Altersklassen eher Präventions- und welche eher Rehabilitationsbedarf aufweisen.

Methodisches Vorgehen:

In die Studie werden Teilnehmer des Modellprojekts (Interventionsgruppe) sowie eine Vergleichsgruppe, d.h. Personen, die den Gesundheits-Check-up 35 der GKV ein Jahr zuvor in Anspruch genommen haben, eingeschlossen. Personen aus der Vergleichsgruppe haben aufgrund der gesetzlichen Teilnahmefristen der GKV keine Möglichkeit am Modellprojekt der DRV BW teilzunehmen, deshalb werden diese über ein Informationsschreiben der DRV BW zu einem für sie derzeit noch nicht verfügbaren, d.h. fiktiven Angebot, informiert. Die Befragung der beiden Gruppen erfolgt mittels Fragebögen, die am IFR Ulm in Kooperation mit der DRV BW entwickelt werden.

Im Rahmen des Modellprojekts wird festgelegt, dass Bedarf für Teilhabeleistungen (z.B. medizinische Rehabilitation) dann besteht, wenn das WAI-Ergebnis weniger als 44 Punkte beträgt. Daher wird bei Personen, die den Schwellenwert des WAI von 44 Punkten unterschreiten, die Inanspruchnahme von Teilhabeleistungen zwischen Teilnehmern und der Vergleichsgruppe verglichen. Dabei wird die Leistungsinanspruchnahme bei den Teilnehmern ein Jahr nach Teilnahme am kombinierten Gesundheitsangebot der DRV BW und GKV und bei der Vergleichsgruppe ein Jahr, nachdem sie den WAI ausgefüllt haben, erhoben. Dies liefert Hinweise darauf, inwiefern anhand des Ü35-Gesundheitschecks der DRV BW der Bedarf an Teilhabeleistungen zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.

Um weiterhin zu prüfen, welche Altersklassen ab 35 Jahren eher Präventions- und welche eher Rehabilitationsbedarf aufweisen, wird die Anzahl an in Anspruch genommener präventiver bzw. rehabilitativer Leistungen der DRV und die Anzahl an in Anspruch genommener Präventionsangebote der GKV zwischen verschiedenen Altersgruppen verglichen.

Des Weiteren werden Teilnehmer des Modellprojekts und auch die Vergleichsgruppe u. a. zum subjektiven Bedarf an einem Gesundheitscheck der DRV mit einem berufsbezogenen Screening zur Messung der Erwerbsfähigkeit befragt. Dabei sollen die Studienteilnehmer auch angeben, ob sie ein kombiniertes Gesundheitsangebot oder zwei separate Gesundheitschecks der Leistungserbringer bevorzugen würden. Die Teilnehmer des kombinierten Gesundheitsangebots der DRV BW und GKV sollen darüber hinaus das Angebot bewerten. Dadurch sollen Hinweise auf den Bedarf an Veränderungen hinsichtlich der Ausgestaltung des Angebots gewonnen werden.

Des Weiteren soll eine qualitative Befragung der niedergelassenen Ärzte der Allgemein- und Inneren Medizin aus der Modellregion zur Ausgestaltung des Modellprojekts, zu Schwierigkeiten bei der Teilnehmerrekrutierung und zur Akzeptanz des „kombinierten“ Angebots anhand leitfadengestützter Interviews erfolgen.

Das Projekt wurde am 01.09.2019 gestartet.

 Projektverantwortliche

Christina Kaltenbach (christina.kaltenbach@ifr-ulm.de), Projektleitung

Dr. Theresa Kölle (theresa.koelle@ifr-ulm.de)

Förderung

  • Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Kooperationspartner

  • DRV Baden-Württemberg
  • AOK Baden-Württemberg
  • Hausärzteverband Baden-Württemberg

Kontakt

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm

Geschäftsstelle

Am Kurpark 1

88422 Bad Buchau

Telefon: +49 7582-800 5300

Telefax: +49 7582-800 5301