Im Rahmen einer Forschungsarbeit bezifferte Prof. Dr. Gert Krischak, leitender Chefarzt der Fachabteilung Orthopädie und Unfallchirurgie in der Federseeklinik und Leiter des Instituts für Rehabilitationsmedizinische Forschung  an der Universität Ulm (IFR), zusammen mit seiner Mitarbeiterin Dr. Lena Tepohl die positiven finanziellen Effekte von Reha auf die deutsche Volkswirtschaft. Für den wissenschaftlich belegbaren Nachweis wurden die beiden Forscher mit dem hochkarätigen Preis für Rehabilitationsforschung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie ausgezeichnet.

Die Studie der beiden Wissenschaftler des IFR zeigt, dass Menschen mit chronischen Rückenbeschwerden, die an einer Rehabilitation teilnehmen, ihre Gesundheit spürbar stabilisieren können. Durchschnittlich 14 Krankheitstage weniger haben Patienten in den ersten beiden Jahren nach einer Reha, im Vergleich zu Patienten, die auf eine Reha-Maßnahme verzichten. Grundlage für die bemerkenswerten Ergebnisse sind anonymisierte Datensätzen von Rehabilitanden mit der häufigsten Reha-Diagnose bei Erwerbsfähigen, dem Rückenschmerz.

Über einen Datensatz von mehr als 1 Mio. Versicherten untersuchten die beiden Wissenschaftler die Verläufe von Patienten, welche eine Reha erhielten, und verglichen sie mit einer Gruppe von Personen, welche keine Reha in Anspruch nahmen und konnten über den Vergleich den volkswirtschaftlichen Nutzen bestimmen.

Die geringere Anzahl an Krankheitstagen von Menschen, die eine Reha in Anspruch genommen haben, spiegelt sich in einer detaillierten Kosten-Nutzen-Bewertung wider. Hierbei werden den direkten und indirekten Kosten der Reha, der Nutzen, als auch die verringerte Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen, sowie die eingesparten Kosten der stationären und geringer auch der ambulanten Versorgung gegenübergestellt.

So werden die Kosten der Reha nicht nur amortisiert, sondern bewirken sogar eine Einsparung von mehr als 700 € pro Rehabilitand. Eine Hochrechnung für 346.000 Rehabilitanden der Orthopädie ergibt eine Ersparnis von somit 243 Mio. € pro Jahr. Hinzukommen noch weitere Effekte über eine Stabilisierung von Erwerbsverläufen und Vermeidung bzw. Verzögerung von Berentungen, die in diesem Modell noch nicht berücksichtigt sind. „Dass die Reha oft langjährige Krankheitsverläufe positiv beeinflusst, hören wir täglich von unseren Patienten. Dass sich dieser Effekt aber so nachhaltig auf das Gesundheitssystem auswirkt, hat uns alle überrascht“, erklärt Prof. Dr. Gert Krischak.

Die Rehabilitation nimmt also nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr, sondern sie unterstützt und fördert unmittelbar und mit großer Wirksamkeit die Gesundheit von chronisch Kranken. Mit ihrer Studie haben Prof. Dr. Gert Krischak und Dr. Lena Tephol erstmals einen belastbaren Beleg vorgelegt, welcher den Nachweis erbringt, dass sich die Investition in die Rehabilitation auszahlt und gleichzeitig den volkswirtschaftlichen Nutzen, sowie die Wirksamkeit aufzeigt.

 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Gert Krischak ist Chefarzt der Federseeklinik Bad Buchau und Leiter des IFR (Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm) mit Sitz am Gesundheitszentrum Federsee. Das IFR ist eines der größten Rehabilitationsmedizinischen Forschungsinstitute Deutschlands. Seit 2011 wird in Bad Buchau an zahlreichen Projekten aus dem Bereich der Rehabilitationsmedizin, Versorgungs- sowie der klinischen Forschung gearbeitet und dabei eng mit der Federseeklinik kooperiert. Prof. Krischak ist zudem Vizepräsident und designierter Präsident der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR).