Hintergrund:

Anhaltende Arbeitslosigkeit ist ein gesundheitlicher Risikofaktor, zugleich können gesundheitliche Einschränkungen zu Arbeitslosigkeit und SGB II-Leistungsbezug führen. Insbesondere bei Personen, die seit über einem Jahr eine Arbeitsstelle suchen, ist verstärkt festzustellen, dass eine Vermittlung an gesundheitlichen Einschränkungen scheitert, die von Arbeitsuchenden zum Teil selbst nicht eingestanden werden. Erfahrungen im Jobcenter Biberach zeigen, dass einem Teil dieser Arbeitsuchenden von ihren Ärzten Arbeitsunfähigkeit attestiert wird – ggf. auch über einen längeren Zeitraum – ohne intensiv an einer Genesung zu arbeiten. Dies hemmt den Vermittlungsprozess deutlich und führt in nicht wenigen Fällen dazu, dass nach Jahren eine Erwerbsunfähigkeit festgestellt wird. Das Modellprojekt soll dem entgegenwirken, indem eine Vernetzung der unterschiedlichen Akteure wie Hausärzte oder Jobcenter auf der einen Seite und die Begleitung des Arbeitslosen durch Lotsen auf der anderen Seite umgesetzt wird.

 

Projektziel:

Das Ziel der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojektes „Vernetzung-Vorbeugung-Integration – VVI“ ist es, dessen Inhalte, Abläufe und Wirkungsweisen zu evaluieren und somit Erkenntnisse über Verbesserungs- und Verstetigungspotentiale abzuleiten. Das Modellprojekt VVI wurde dabei speziell für Arbeitslosengeld-II-Empfänger mit gesundheitlichen Einschränkungen konzipiert und beinhaltet neben der engmaschigen Betreuung durch einen Lotsen auch die Vernetzung aller relevanten Akteure (Hausärzte, Arbeitslose, Lotsen, Arbeitgeber) um eine nachhaltige berufliche Integration zu erreichen.

 

Methodisches Vorgehen:

Im Rahmen der Prozess- und Ergebnisevaluation des Modellprojekts werden drei verschiedene Perspektiven einbezogen. Die Evaluation des Projektes aus Sicht der Teilnehmenden fokussiert die gesundheitlichen Veränderungen, analysiert welche Arbeitslosen besonders profitieren und soll Optimierungsmöglichkeiten identifizieren. Die Evaluation aus Sicht des Lotsen und der beteiligten Ärzte beleuchtet deren Zufriedenheit mit dem Projekt und soll Hürden und Verbesserungsmöglichkeiten aufdecken. Die Ergebnisevaluation aus Sicht des Jobcenters bzw. der Solidargemeinschaft untersucht wie viele Personen in ein gesundheitlich geeignetes Arbeitsverhältnis vermittelt werden konnten.

Zur Beantwortung der Fragestellungen findet eine schriftliche Befragung der Teilnehmenden 12 bis 24 Monate nach ihrem Einstieg ins Projekt sowie Interviews mit den beteiligten Lotsen und Hausärzten statt. Zudem werden Dokumentationen des Lotsen u.a. zur Häufigkeit der gemeinsamen Treffen, zur Einschätzung des Erfolgs der Projektteilnahme und zu Abbrecherquoten in die Analysen mit einbezogen.

 

Projektverantwortliche:

L. Raiber (lea.raiber@ifr-ulm.de)

Dr. phil. T. Kölle (theresa.koelle@ifr-ulm.de)

 

Kooperationspartner:

Jobcenter Biberach (Riß)

 

Förderung:

Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales  ‒ über das Jobcenter Biberach

 

Kontakt:

Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm

Geschäftsstelle

Am Kurpark 1

88422 Bad Buchau

Telefon: +49 7582-800 5300

Telefax: +49 7582-800 5301